Sonntag, 30. August 2009

Würzige Luft auf Kiomba

[15. Tiger 429 n.P. - morgens]

Geowynn trat aus der versteinerten Eiche und atmete die würzige Luft tief ein. »Kiomba«, murmelte er. »Endlich einmal wieder auf Kiomba!«
Die letzten Tage waren betriebsam gewesen. Nachdem er Osorkon verlassen hatte, hatte ihn der Wegkreis nach Kanarys gebracht, ins Orakel der Sieben Pforten. Danach nach Kanrac und ins Gebiet der Niun, nach Dor-Niun-Amarath. Der Aufenthalt in Aaghrhyr, der sich anschloss, war nur kurz. Jetzt war er nach Kiomba gekommen.
Kiomba war der einzige Ort, der nicht als gesamtes Gebiet von der Zeitpest betroffen war. »Wollen doch mal sehen, ob ich diesmal mehr herausfinden kann, alter Freund«, sagte der londarische Druide und machte sich auf den Weg, den Grünen Pfad zu finden...

Mittwoch, 26. August 2009

Tor-tenaks Unruhe

[15. Tiger 429 n.P. - morgens]

Tor-tenak fuhr plötzlich aus seiner Meditation auf. Was hatte seine Ruhe gestört? Wie jeden Tag seit dem Weggang seiner Schülerin Dir-agok, die Kiombaels Zukunft auf der fernen Insel Kiomba zu retten suchte, war Tenak am frühen Morgen in den Birek-Kerbatu gekommen. Der Splitter des Achronit, der ihn gegen die Zeitpest schützte, die fast alle anderen in Ter-A-took erfasst hatte, war schon fest in seine Haut eingewachsen. Ob er es noch erleben würde, wie das Leben zurückkehrt? Jeden Tag meditierte er von früh bis spät ob dieser Frage. Und nun, zum ersten Mal seit Jahren, erfasste ihn eine große Unruhe. Er sprach ein schnelles Dankgebet an Kerbatu und verließ den Tempel. Vielleicht gab es ja Anzeichen einer Besserung in der Stadt? War es nicht der Schatten eines lange vergessenen Gesichtes gewesen, der ihn aufgeschreckt hatte? Oder vielmehr eine merkwürdig vertraute Präsenz, weit entfernt und doch...

Dienstag, 25. August 2009

Ein Esuka

[15. Tiger 429 n.P. - morgens]

Geowynn stand auf der Kuppe des Haintals und blickte in die waldige Niederung vor sich. Ein Fluß durchzog ein Meer grüner, leuchtender Bäume. Warm war es und nur die Geräusche der Natur drangen an die Ohren des Druiden. Die Luft war feucht und satt von Leben.
»Da drüben«, sagte Geowynn, obgleich er keinen Gesprächspartner. »Das ist ein Esuka, oder?«
Osorkon, dachte er. Mein Weg zurück führt mich an den Ort, an dem ich immer den Wegkreis begonnen habe. Osorkon war stets das erste Ziel meiner Reisewege durch den Erdkreis gewesen.
Mit einem Grinsen erinnerte sich der londarische Druide an die Heimat der Sshlanti.
»Ich bin sehr gespannt, ob Sahesh noch Lichtkönig von Osorkon ist - und ob er inzwischen Näheres über die Steine herausgefunden hat«, murmelte Geowynn. Dann zog er die Augenbrauen nach oben.
Da war ein Ziehen in seinem Rücken. Dort, wo einer der Sieben Moloche ihm einst Haut und Muskeln zerfetzt hatte. Dort, wo er immer spürte, wenn er weitermusste.
»Es hat begonnen, alter Freund«, sagte der Druide. »Nun gut. Osorkon, ich werde bald zurückkehren!«

15. Tiger 429 n.P.

In einem vergessenen Hain in einem abgelegenen Tal des Spiegels der Welt schritt ein Mann aus den Morgennebel. Inmitten seiner sorgsam gestutzten Vollbartes ruhte ein sanftes, gelassenes Lächeln. Kurzes, dunkelblondes Haar hatte dieser Mann und blaue Roben mit silbernen Borten trug er. Einen gewundenen Stab aus schwarzem, unbekanntem Holz führte er mit sich. Und seine blauen Augen blickten sich, kaum dass er aus dem Dunst getreten war, neugierig um.
»Es tut gut, wieder bei Dir zu sein, alter Freund«, murmelte er leise...