Donnerstag, 8. Januar 2015

Tausend Wahrheiten in Nebeltor

4. Einhorn 434 n.P.:

Im Tajimun-Basar der Freien Handelsstadt Nebeltor konnte sehen, wie eine Abschrift der ersten Generation eines wichtigen Buches der jüngeren nach Pondaron verkauft wurde: Ein "Buch der Tausend Wahrheiten" wechselte seinen Besitzer für den Preis von unberechnet drei schweren Kriegspferden.

Anostes, ein halbelfischer Zauberer, erstand die gut erhaltene Ausgabe des Ratgebers von einer Alleshändlerin namens Hetué und zahlte in nahezu perfekt geschliffenen Rubinen. Auf die Frage, zu welchem Zwecke er das ursprünglich von Padrigon dem Weisen aus dem Reich Xumbroschs-Aran-Tor verfasste Buch benötigte, sagte Anostes: "Dieses Exemplar wird mir den Weg weisen, den die anderen mir in Aussicht stellten."

Die Urschrift des Buches wurde im jahr 89 nach Pondaron veröffentlich. Das Buch der Tausend Wahrheiten ist eine Sammlung wissenswerter Dinge, die das Leben verbessern und leichte zu meistern sollen.

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Mittwoch, 7. Januar 2015

Madadan erwacht

3. Einhorn 434 n.P.:

Im Drachenklamm liegt ein verstecktes Kloster, das den Namen "Der Hort des Madadan" trägt. Die Klosteranlage war in ihren jungen Jahren einst Zufluchtsort des Herrscherpaares von Xapul, Wuitlo und Xakuitla. Benannt nach einer Greuel-Kreatur hatte das Kloster die Zeitpest und die Drachenkamm-Beben relativ glimpflich überstanden. Es war vom Reich Mutterhort nie erobert worden und seine Bewohner waren Sonne und Mond treu ergebene Kampfmönche und Kriegsnonnen. Nach dem Zusammenbruch beider Reiche hatte der Hort des Madadan für sich gelebt und beständig den Gestirnsgottheiten gedient.

Heute jedoch bebte der hohe Berg, an dessen Machairas-Wand sich das Kloster befand. Die steinernen Staturen von Sonnenadler und Mondfalke zerbarsten unter den Erdstößen. Doch kein weiteres Drachenkamm-Beben war die Ursache, sondern das, was in bislang unbekannten Kammern neben der tiefsten Zisterne des Klosters erwachte: Eine riesige Kreatur brach durch den Fels und ans Tageslicht. Einem gigantischen Vogel ähnelt das Wesen, dessen Schwingen drachenweit und dessen Federkleid nachtschwarz mit weißen Akzenten war. Sein Schädel war monströs und sein gifttriefender Schnabel tötete ein Dutzend Frauen und Männer mit einem Streich. Niemand zweifelt daran, dies ist der Madadan.

Die Klosterbewohner, die nicht umkamen, während der Madadan die Anlage in ein Trümmerfeld verwandelte, flohen in heller Panik den Berg hinab. Zwei Stunden wütete und mordete der Madadan, dann erst breitete er seine Flügel aus und schwang sich in den Wind, um sich von ihm gen Ophis tragen zu lassen. Zurück blieben Schutt, Sterben und Angst.

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Freitag, 2. Januar 2015

Schatten bewachen das Hohe Siegel

2. Einhorn 434 n.P.:

Weit drüben auf dem Subkontinent Kiomba, wo nun überall die Adler-Flaggen in Wind wehen, erhebt sich ein Ring aus Bergen im Hochland. Umschlossen von steilen Hängen und schroffen Gipfeln thront ein fast schon majestätist anmutender Bergkegel. Ebenso wie seine Brüder um ihn herum ist er durchzogen von uralten Tunneln und Gängen, Höhlen und Kammern. In seinem Innersten aber findet sich eine riesige Kaverne, in der ein mächtiger gewaltiger Fels zu finden ist.

Bis zur Großen Stille lebten hier monsterhafte Kreaturen, die das Licht scheuten - heute sind die stollenartigen Wege, die sich wie ein Spinnennetz durch den Fels ziehen, verwaist. Tief unten jedoch, im innersten Fels des Berges, huschen Schatten durch die Finsternis. Es sind Wesen der Finsternis, geboren aus einer unheiligen Verbindung von Alpträumen und Teilen eines Dämonensteins, die in einer geräumigen Kammer umherwispern.

Angezogen durch die metallene Formen und Streben im Boden, die ein fast zwei Mannslängen Schott im Boden des Raumes bilden, lauern und lauschen und kriechen und kundschaften die Schatten. Wer immer die Geheimnisse dieses Hohen Siegels erkunden möchte, wird sich zuerst mit diesen Kreaturen der Finsternis beschäftigen müssen.

Für mich ist es kein Wunder, dass ein Hohes Siegel im Untergrund der einstigen Buka-Burg existiert. Diese Siegel scheinen zu bestimmten Zeiten entstanden zu sein. Was sie jedoch bewahren und versiegelt halten, entzieht sich bislang meinem Blick. Es wird mutige Frauen und Männer brauchen, dies zu erkunden.

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Donnerstag, 1. Januar 2015

Silberzirkel beschwört Horn-Kreatur

1. Einhorn 434 n.P.:

Mein Blick fällt nach Acamar, das jetzt Teil von Urgllrâch Kgr'Rimôrth ist und nicht mehr als Bezeichnung für ein eigenständiges Reich, sondern für die Kerninsel des einstigen Großkönigreiches dient. Mit Beginn des Einhornmonds im Jahr des Tausches beobachte ich eine interessante Begebenheit.

Einen Tagesmarsch außerhalb der Stadt Nuron stehen drei Männer in silberdurchwirkten Roben um einen hüfthohen schwarzen Felsen, der aussieht, als sei er ein Splitter eines unheiligen Felsenjuwels. Sie inkantieren dem Felsen gegenüber arkane Formeln, die sie als Vertreter des acamarischen Silberzirkels ausweisen. Dann knien sie nieder und senken die Häupter.

Für Minuten geschieht nichts. Dann ist ein Hauch spürbar, ein Flirren liegt in der Luft. Langsam erscheint eine bizarre Erscheinung schwebend über dem Felsen. Wenigstens sieben Fuß lang, riesige skelettöse dreikrallige Klauen und unter einem einzelnen Stirnhorn zwei handtellergroße Augenhöhlen, in denen das Feuer der Verderbnis lauert. Die Kreatur legt den Kopf in den wulstigen Nacken und brüllt einen Schrei durch den Regenwald, der vielleicht gar bis Nuron zu hören ist.

Die Zirkelmagier erheben sich, lösen ihre Roben von ihren Schultern und entblößen sich ganz. Der silbern schimmernde Stoff gleitet zu Boden. Dann wird er von dunklem Blut befleckt, als die beschworene Kreatur die Magier in nur wenigen Augenblicken zerfetzt.

Die Szenerie verschwimmt und ich bin nachdenklich. Es gibt kaum zwei Dutzend Erzmagier in Acamar - warum also sollten drei von ihnen eine Kreatur herbeirufen, die ihnen den sicheren Tod bringen würde?

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