Dienstag, 8. Januar 2013

Landerbe

9. Einhorn 432 n.P.:

Die Stadt Nebeltor erreichte ich zu Fuß. Auf dem mehrtägigen Weg durch die Hügel, Täler und Wälder fühlte ich mit ein wenig an meine Heimat erinnert, das Land von Adler und Einhorn, Dyvenloon. Ich bemerkte aber auch etwas, was ich schon einmal empfunden hatte, jedoch weit nicht so stark und tief: Auf eine magisch spürbare Weise war ich mit meiner Umgebung verbunden, fast verwoben.

Das war verwirrend. Mit Erendyra hatte ich diese Situation schon einmal, ich war für eine kurze Zeit Landerbin dieses Segmentes gewesen. Doch so intensiv waren die Gefühle seinerzeit nie gewesen. Und gleichzeitig spürte ich, dass Kiombael bereits einen Hütter hatte, das hatte mir Kevi auch berichtet. Sein Name war Geowynn und er kam, so sagte man, aus dem Land der Ewigen Wälder, Lonador.

In den Tagen, die ich für meinen Weg nach Nebeltor brauchte, harmonisierte ich mich mit der Natur. Von Stunde zu Stunde spürte ich mehr und weiter in das Land hinein. Als ich die Stadtmauern von Nebeltor in der Ferne sah, konnte ich ganz Kiombael erfühlen, sogar den fernen Inselkontinent Kiomba. Mir war jetzt klar, dass ich als Landerbin mit dem Erdkreis Kiombael verbunden war. Wie konnte das sein?

Das Landerbe über einen Teil Myras wurde nicht einfach verliehen, sondern war eher wie eine Vertrag oder eine Ehe mit der Welt: von beiden Seiten wurde die Entscheidung getroffen, sich miteinander zu verbinden. Doch diese Entscheidung hatte ich nie getroffen. Wie konnte ich dann Landerbin von Kiombael sein? Und was war mit Geowynn?

Ich beschloss, mich in Nebeltor zunächst einmal auszustatten. Dann würde ich einen geeigneten Ort suchen und eines der mir bekannten Rituale durchführen, um einen Weg zu Geowynn zu finden.

>>[Signifer von Dyvenloon]

Sonntag, 6. Januar 2013

Frostnova-Zauber entwickelt

8. Einhorn 432 n.P.:

Ein Magier der hadranischen Hauptstadt Silbiron hat eigenen Angaben zufolge einen Zauber entwickelt, den er »Frostnova« nennt.

Frostnova ist ein Schadenszauber, dessen Effekt in einer drucklosen Explosion aus Kälte und in in temporärer Beeinträchtigung verletzter Kreaturen aufgrund von Erfrierungen besteht.

Noch am gleichen Tag nach der Veröffentlichung der Entwicklung durch den lokalen Botendienst gingen beim Frostnova-Entwickler - der auf Wunsch derzeit noch unbekannt bleiben möchte - über zwei Dutzend Anfragen nach Schriftrollen mit diesem neuen Zauber ein.

>>[Nea Kalastan]

Freitag, 4. Januar 2013

Das Flüstern einer Echse

7. Einhorn 432 n.P.:

Ich höre das verhaltene Flüstern einer Echse. Ich vernehme das Scharren von Krallen auf bunten Marmorböden. Ich lausche dem leisen Zischeln von langen Zungen.

Man nennt mich Drachentod und diesen Namen trage ich nicht ohne Grund. Bis vor drei Menschenaltern glaubte man, nur wenige der Großen Echsen seien zu Beginn des Dunklen Zeitalters nicht ins Tal des Lebens gezogen. Doch Kautaron Zeienich und sein Sohn Ilvarath lehren mich, genau hinzuhören. Seither lausche ich den Geräuschen der Drachen. Überall sind sie. Schlafend und zurückgezogen glauben sie, ALLUMEDDON oder PONDARON seien noch im vollen Gange. Sie warten auf den Ruf, dem jene ihrer Artgenossen folgten, als sie sich mit den Einhörnern auf den Weg ins Tal des Lebens machten.

Jetzt aber ertönt ein neuer Ruf. Das Erbe der Einhörner erwacht in den Frauen Myras in diesen Tagen und mit ihm ergeht auch der Ruf an die Großen Echsen, sich zu zeigen.

Bereit werde ich sein. Meine Waffen hatte ich geschärft und meine Magie hatte ich in die Drachenfallen gebunden. Ich würde die Drachen erwarten. Sie würden auf ihren Horten und Höhlen kriechen, neu- und wissbegierig. Kiombael würde das erste Schlachtfeld meines Kampfes gegen die Großen Echsen sein.

Mein Name ist Drachentod und ich höre das verhaltene Flüstern einer Echse.

>>[Drachentod]

Donnerstag, 3. Januar 2013

Erwachen bei der Hornfrau

6. Einhorn 432 n.P.:

Ich erwachte am heutigen Abend in einem sauberen Bett. Es brauchte fast eine Stunde und einen Heilzauber meiner Gastgeberin, bis ich ganz gegenwärtig war. Vier Tage war es her, dass mich Kevi - die von allen Bewohnern des kleinen Dorfes Trass nur als »Hornfrau« bezeichnet wurde - bewusstlos am Ufer des kleinen Flusses gefunden und in ihr kleines Haus am Dorfrand gebracht hatte.

Von Kevi erfuhr ich in dieser Nacht, wo ich mich befand: Trass lag im Lande Theng auf dem Segment Kiombael. Auch hörte ich, in welchem Jahr ich mich befand - man schrieb mit dem Jahr 432 nach Pondaron das »Jahr der Hörner«. Die Ereignisse am Bel-Arad auf Silur lagen viele Jahre zurück.

Die Hornfrau Kevi war eine Anhängerin der Einhorngöttin Jaffna und berichtete, dass sie mich voller Verbrennungen und mit versengten Haaren gefunden hatte. Ich fasste an meinen Kopf und bemerkte, dass mein langes Haupthaar auf die Länge einer Handbreit gekürzt worden war. Was war passiert?

Ich weiß es nicht. Noch habe ich keine Erinnerung an die Zeit nach meiner Wandlung in den Schlußstein. Doch eines ist mir klar: Wenn ich hier war, dann musste das Tor zur Innenwelt offenstehen! Also bat ich Kevi um einen Segen und eine Robe, dann machte ich mich am nächsten Morgen auf, um mehr über Kiombael und Myra im Jahre 432 nach Pondaron zu erfahren.

>>[Signifer von Dyvenloon]